Regionales Lernen

Unterricht auf dem Bauernhof

Weniger Theorie, mehr Praxis – das eines der Ziele des Kompetenzzentrums Regionales Lernen an der Universität Vechta. Im Zentrum steht die originale Begegnung mit dem Lerngegenstand. Deshalb geht es auch schon mal hinaus auf den Bauernhof oder in ein Unternehmen im Oldenburger Münsterland.

Genau genommen ist das Konzept „Regionales Lernen" schon ein alter Hut. Es wurde bereits Ende des letzten Jahrhunderts entwickelt und zielt darauf, bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen regionale Identität und Gestaltungskompetenz zu fördern. Das heißt nichts anderes, als dass die Region als Lernort erkannt und erobert werden soll. Regionales Lernen soll in einer auf Zukunftsfähigkeit ausgerichteten Bildungslandschaft etabliert und damit einen Beitrag für die nachhaltige Regionalentwicklung geleistet werden.

„Wir gehen raus aus dem Seminarraum und finden uns in der wirklichen Welt wieder", sagt Dr. Gabriele Diersen, die geschäftsführende Leiterin des 2011 ins Leben gerufenen Kompetenzzentrums Regionales Lernen an der Universität Vechta. Zum Beispiel in einem Unternehmen, das sich für den Besuch einer Schulklasse öffnet und ihr seine Maschinen vorführt. Oder auf dem Bauernhof. „Es ist einfach etwas anderes, wenn die Schülerinnen und Schüler ein Schwein anfassen können, als wenn sie nur darüber lesen."

Die Arbeit des Kompetenzzentrums stößt auch außerhalb der Region auf Interesse. So war im Oktober 2019 ein Vertreter des südkoreanischen Radiosender BeFM in Vechta zu Gast, um mehr über das Projekt „Außerschulische Lernorte in der Fischwirtschaft" zu erfahren. Fischerdörfer in Südkorea stehen vor großen Herausforderungen durch Abwanderung der jungen Bevölkerung und den Nachwuchsmangel in der Branche. In einer ersten Projektphase waren zuvor in Neuharlingersiel, Greetsiel und Cuxhaven außerschulische Lernorte auf einem Fischkutter, in einem Fischereihafen und im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ausgewählt und zu Lernstandorten ausgebaut worden.

„Ein Schwein anzufassen ist etwas anderes, als nur darüber zu lesen."
Dr. Gabriele Diersen

Viele Orte im Nahraum böten das Potenzial, als Lernort genutzt zu werden, betont Gabriele Diersen. „Die Wiese, der Wald, das Moor, der See, der Handwerksbetrieb, das Krankenhaus, das Klärwerk, das Einkaufszentrum usw. können zum Beispiel Ziele von Exkursionen und außerschulischen Lernvorhaben sein und dadurch zum Lernort werden." Das von ihr geführte Kompetenzzentrum entwickelt Konzepte für regionale Lernorte und zeigt Wege zur Etablierung in die Bildungslandschaft auf.